... eine Braut, ein Bräutigam und eine Hochzeitsgesellschaft.
2005 - lang ist es her. Die standesamtliche Trauung war vollzogen. Familie, Freunde, Bekannte und Arbeitskolleginnen hatten Hochzeitstorte geschmaust. Da kam mein frischgebackener Ehemann auf mich zu. "Er wäre verschiedentlich gefragt worden, wie es nun weiterginge. Das Gerücht, es solle einen Autokorso geben, mache die Runde. Was denn nun wäre? Ich solle doch bitte organisatorisch aktiv werden und eine Ansage machen."
Gesagt - getan.
"Liebe Gäste, es wird Zeit für unseren Autokorso. Bitte folgt der Hochzeitslimousine durch die Stadt bis zum Hotel. Dort löst sich der Autokorso dann auf. Familie und Freunde sehen wir heute Abend um 19.00 Uhr an gleicher Stelle wieder. Alle anderen Gäste müssen nun leider gehen." Ich hörte den Missklang schon, während ich noch sprach. Was für ein missratener Satz. Bei unseren Gästen löste er Heiterkeit aus. Eine Braut darf sich offensichtlich auch grobe Schnitzer leisten. Oder meine Bekannten und Arbeitskolleginnen verfügen über besondere Nehmerqualitäten. Dafür an dieser Stelle noch mal ein dickes Dankeschön!
Mich begleitet diese Situation seitdem.
Schritt für Schritt bin ich 'hellhörig' geworden. Für Sprache, Redewendungen, Formulierungen und Begrifflichkeiten. Für die verborgenen Botschaften alltäglicher Aussagen.
'Müssen' - eine Begrifflichkeit, die für Druck und Zwang steht.
'Leider' - ein Wort, das in Verbindung zu Leid & leiden steht.
Und diese Begrifflichkeiten auf einer Hochzeit. Einem der schönsten Tage des Leben. Da sollte auch die Sprache eine schöne sein!
Dabei wäre es so leicht gewesen, es schöner, also positiv und wertschätzend zu sagen:
"Familie und Freunde sehen wir heute Abend um 19.00 Uhr wieder. Bei allen anderen Gästen bedanken wir uns ganz herzlich, dass sie heute hier waren. Wenn es in euren Heimweg passt, freuen wir uns, wenn auch ihr unseren Autokorso verstärkt. Dafür sagen mein Mann und ich danke und wünschen euch einen guten Heimweg und schönen restlichen Nachmittag."